Kunst Kunst bringt Übersinnliches und Sinnliches zur sinnlichen Darstellung. Der Künstler ist Mittler der geistigen Welt, er bringt dem Kunstbetrachter die geistige Welt nahe. So kann der Mensch durch die Hilfe der Kunst geistige Tatsachen erkennen. Die Kunst hat so eine wesentliche, ernste und erhabene Aufgabe in unserer Welt. Wer sich zum Künstler berufen fühlt, sucht den Weg höherer Erkenntnis um geistige Wahrheiten zur physischen Manifestation zu bringen. Die Menschen streben heute, den Weg wieder zu finden, zurück zu geistigen Welt und die Kunst ist es, die uns die Möglichkeit bietet geistig erlebtes und wahrgenommenes zur physischen Darstellung zu bringen. Erst das Künstlerische ist in der Lage das Geistige in seiner Fülle zum Ausdruck zu bringen. „Deshalb wirken die großen Kunstwerke so ungeheuer, weil sie tief verbunden sind mit dem Sinn der Weltenordnung.“ Künstlerische Tätigkeit ist auch, die Suche nach einer bewussten Verbindung zur geistigen Welt, um darin den Quell für das künstlerische Schaffen zu finden „Die Kunst, welche sich von der Geisteswissenschaft inspirieren lässt, steht im Beginn, am Anfang der Entwicklung. Das ist die Kunst der Zukunft.“, (beide B083, Vortrag 14.11.1911). Eine solche Kunst geht alle Menschen etwas an, sie sollte daher nicht als ein Luxus- oder Anlagemarkt gesehen, sondern als ein allgemein menschliches Gut anerkannt werden. Die heutige Überschussgesellschaft bietet die größten Möglichkeiten, alles Leben zu durchkunsten, alles auch künstlerisch zu gestalten. Der Künstler bringt Geistig-Göttliches zu einer physischen Erscheinung und hebt dadurch das Physischirdische in neue Höhen. Nur in religiöser Erkenntnis, im Erkenntnisernst kann der Künstler Kunst schaffen. Dadurch ist es auch jedem Menschen, als ein Wesen das am göttlichen Anteil hat, gegeben aus sich heraus Kunst zu erkennen. Wie Goethe sagt: „Das Schöne ist eine Manifestation geheimer (Anm. geistiger) Naturgesetze, die uns ohne dessen Erscheinung ewig wären verborgen geblieben.“ Heute geben viele, aus mangelndem Selbstbewusstsein heraus, das Urteil über ein Kunstwerk an andere ab. Es ist das Fremdurteil, das ihnen etwas näher bringen soll. So wirkt dann nicht der erhebende Moment einer Kunsterkenntnis, sondern unter anderem der Wunsch der Vermehrung von Besitz bei der Beurteilung mit. So wird auch der Wille zum eigenen Tun/Aktivität verringert. Die Kunst hat eine Aufgabe dem Menschen Weltenwahrheit und Schönheit vermitteln zu helfen Begierden und Leidenschaften zu verstehen und in höheres zu verwandeln, wo die Kunst eine solche Aufgabe verfehlt, entstehen menschliche Gesellschaften die eben ihre Begierden und Leidenschaften nicht veredeln, sondern vergrößern. Die Menschen bilden dann nicht eine eigene Kraft zur Moral, ein menschliches Weltbild der Liebe und Freiheit aus, erheben sich nicht zu hehren Zielen, sondern bleiben ziellos im Beliebigen hängen. Eine solche der Geisteswissenschaft hingewendete Kunst, anerkennt des Menschen höhere geistige Erkenntnisfähigkeit. Wie Novalis dies formuliert: „... der Glaube an echte Offenbarung des Geistes. Es ist kein Schauen – Hören – Fühlen – es ist aus allen dreien zusammengesetzt – mehr als alles Drei – eine Empfindung unmittelbarer Gewissheit.“, (B108, Kapital „Das theoretische Werk, vermischte Bemerkungen (Blütenstaub), Nr. 23“). Geisterkenntnis kann aus einem Quell schöpfen, der sich öffnet, wenn der Geist sich zusehend von dem Einfluss des physischen Leibes löst, frei Wahrnehmung und Offenbarung des Geistes erlebt. Die geistige Welt, die uns umgibt, ist nicht nur eine gute, es sind darin auch die Widersacherwesen vorhanden und tätig. Eine Kunst, die wahr sein will, die schön sein will, muss auch Wahrheit darstellen. Nicht das Gute allein auch das Böse ist Teil unserer Welt. Eine Kunst sollte suchen den Ausdruck zu finden dieses Böse und Gute in seinen wahren Gestalten sichtbar zu machen. „Dasjenige, was schön ist, scheint, das trägt sein Inneres an die Oberfläche. Das ist das Wesen des Schönen, dass es sich nicht verbirgt, sondern dass es sein Inneres an die Oberfläche, in die äußere Gestaltung trägt ... das Wesen offenbart.“, (B161, 9.6.1923). Denn die Kunst als eine Offenbarung des Inneren, des Geistes, sie kann daher luziferisches, ahrimanisches und christliches zu Darstellung bringen. Wenn diese Darstellungen wahr sind, dann sind sie Kunst. Gerade das physische Versinnlichen des Geistigen als Kunst der Zukunft wird positive Wirkung auf die Betrachter ausüben, weil ihre Seelen Wahrheit aufnehmen können. Durch seine höheren Wahrnehmungssinne kann der Künstler das innere Wesen / die Idee / das Gefühl / das Geheimnis / das was dahinter liegt Wahrnehmen und mittels seinen Fähigkeiten transformiert auf das Mittel (z. B. Fläche, Farbe, Form, Bewegung, Beziehung, Architektur) seiner künstlerischen Tätigkeit. Er ist in innerer Ich-Tätigkeit und wandelt um / Eine Abstraktion aber auch neue Darstellung des Objekts tritt ein. Er zeigt uns eine und/oder mehrere Darstellungen des Objekts in neuer Form und Klarheit. Der Mensch lässt bei seiner künstlerischen Tätigkeit noch mehr als nur das sinnlich, auch das übersinnlich Wahrgenommene einfließen und steigert es so hin zu Neuen, das über die Natur der Sinneswelt hinausgeht. In dem Werk des Künstlers treffen sich dann Sinnliches und Übersinnliches in neuer Erscheinung. So eilt der Künstler oft der Entwickelung der Menschheit voraus und zeigt Wege zu neuen Fähigkeiten und Vorgängen. Der Künstler wird sich hierbei einer höheren Wahrnehmung und einem höheren Bewusstsein, sowie der über die Meisterschaft gesteigerten Werkfertigkeit bedienen. So kann die Kunst, die bestehendes Naturdasein durch ein Neues überragt, als eine Schöpfung aus dem Höheren betrachtet werden. Dieses Neue kommt als Impuls aus der geistigen Welt, die berechtigte Zukunftsentwicklung der Menschheit will in die physische Welt hereindringen. Wie der Mensch aus der geistigen Welt herunter gestiegen ist bis ins Physische. So wirken geistige Kräfte in unserem Astralleib, der dann die Formen und Bewegungen im Ätherleib gestaltet und Letzterer bildet daraus den physischen Leib. „Dasjenige, was zuerst im Astralleib als Gefühle, Empfindungen und Gedankenvorstellungen lebte, setzt sich als Bewegungsvorgang in den Ätherleib fort und gestaltete den physischen Leib in seiner heutigen Form.“, (B118, 28.12.1907). Es wirken die seelischen und gedanklichen Inhalte bildend auf den Ätherleib und physischen Leib. Was der Mensch für seine berechtigte Weiterentwicklung an neuer Gestalt brauchen wird, kommt ihm aus der geistigen Welt zuerst als Vorstellungen, Empfindungen, als Symbole des Zukünftigen im Astralleib heute schon auf. Es ist die Aufgabe der Kunst, der Gestaltung (Design), der Architektur solche Formen und Werk zu schaffen, die sinnlich zum Ausdruck bringen Übersinnliches. „... wo das, was Mittel des künstlerischen Schaffens ist, viel intensiver erlebt werden wird von der Menschenseele, gewissermaßen von der menschlichen Seele moralisch-spirituell durchlebt werden können, und wo in den Schöpfungen der Künstler uns entgegentreten werden gleichsam die Spuren der Erlebnisse der Künstlerseelen im Kosmos.“, (B173, 1.1.1915). Übersinnliches das Bildnis oder Symbol gibt, von der zukünftigen Menschheitsentwicklung. Das Kunstwerk als sinnlich-übersinnliche Darstellung wirkt auf den Astralleib des Menschen und gibt ihm Impulse für die Zukunft. Wie zum Beispiel die Menschen der Gotik in ihrem Dom Sinneseindrücke erhalten konnten, aus denen sich neue Vorstellungen bildeten. Dadurch erst konnte später eine mystische Bewegung wie die von Johannes Tauler und Meister Eckhart entstehen. Die Aufgabe der Kunst ist es, Impulsgeber der Menschheitsentwicklung zu sein. Dabei entsteht Kunst aus der inneren Aktivität des Künstlers und innere Ich - Aktivität ist es, was menschliche Zukunftsentwicklung will. Um eine Linie zu denken, bedarf es eines Punktes am Anfang und eines Punktes am Ende, dazwischen eine Gerade. Um eine Krümmung zu denken, die ständig ihren Radius ändert, bedarf es entsprechend, fortwährender Punkte und Biegeradien. Auch wenn der Betrachter nicht jede Form im Tagesbewusstsein nachdenkt und fühlt, wird doch sein Astral- und Ätherleib fortwährend Formen wahrnehmen und nachempfinden. Will man eine Gerade und einen rechten Winkel herstellen bedarf es vereinfacht gesagt einmal einer aktiven Willensaufbringung von einem Anfangs- zu einem Endpunkt, einer willentlichen Richtungsänderung und dann den Willen den Endpunkt zu erreichen. Bei geschwungenen Formen kann nur durch fortwährende Aufbringung eine willentliche Richtungsänderung eine sich in der Krümmung veränderliche Biegung zustande kommen. In einem quaderförmigen Raum mit rechten Winkeln und geraden Wänden minimalistisch kubischen Mobiliar wird man sein, in den Raum ausgebreitetes Fühlen unbeeinflusst, aber auch wie „kalt“ gelassen erleben können. Umgebungen wo schöne Formen, Kurven, Flächen stattfinden wird das Fühlen u. U. wohlig, warm, mitgenommen und erfreut erlebbar. Wenn Farbperspektiven, Linien, Formen, Harmonien, Töne und Worte aus dem Übersinnlichen dargestellt werden, dann wirken diese auch inhaltsvoll, ergreifend, erfüllend auf den der sie wahrnimmt. Der deutsche Maler August Macke beschrieb seine Bilder einmal als, aus Liebe gemacht. So ist es mit der Kunst, es ist ein durchlieben, ein durchfreuen der Welt, die Menschenwelt künstlerisch in eine schöne, wahre Lebenswelt verwandeln. Es ist nicht nur das Menschenrecht auf Weltgestaltung, es ist auch eine Menschenpflicht der aufopfernden, liebevollen, kunstvollen Durchstaltung der Welt. Kunst ist eine Weltenschönheitskraft, ist schaffende Liebe, das Kunstwerk ein erliebtes Werk, das künstlerische Tun ein Liebesfreudewandel. Schaffen aus moralischer Intuition, Freiheit, Wollen im Denken, Gedanken im Handeln, Liebe zur Handlung (B042, 10.12.1920). Aus dem übersinnlichen schöpfend aus Freude an dem Bestehenden und so den berechtigten Göttern an zukünftigen Weltenbau helfen. Es liegt an uns Menschen ob wir die Welt so dahingehen lassen oder ob wir uns an den unermesslichen Wundern von Welt-Natur und Mensch durchfreuen. All die Liebe die uns gegeben, neu erlieben uns so die Welt zu neuen Zukunfts-Menschensein verwandeln, dass wird dann ein „Liebesfreudewandel“. „Dann, wenn der Mensch in der richtigen Weise denkt, fühlt und will dasjenige, was im Kosmos lebt, nehmen das die Götter wiederum hinauf und pflanzen es weiter der Weltgestaltung ein, sodass der Mensch an dem ganzen Kosmos mit baut, wenn er im Opfer und in der Kunst wiederum zurückgibt, was die Götter ihm sich offenbarend durch Sternenwelten bietet.“ (B161, 8.6.1923) Aus dem Göttlich-Geistigen kommen uns Ideale, moralische Intuition, geistige Gestaltungsimpulse. Diese gestalten am physischen Menschenleib. Der Mensch kann diese Gestaltungskräfte ergreifen in einer Hingabe an den Christus, an die geistige Welt erfassen und daraus schöpferisch, künstlerisch tätig werden. Ein neue Kunst die aus dem Übersinnlichen schöpft und eine neue Technik, die Übersinnliches lenkt, entsteht auf diesem Wege. „Die Phantasiekraft ist nur die ins Seelische metamorphosierte natürliche Wachstumskraft. ... Dasjenige, was unseren Arm von der Kleinheit größer werden lässt, ist dieselbe Kraft wie dasjenige, was in uns dichterisch in Phantasie, überhaupt künstlerisch in der Phantasie tätig ist in der seelischen Umgestaltung. ... Kurz, es wird die Anregung für den Menschen geschaffen, in der Phantasie eine in der Welt waltende göttliche Kraft zu empfinden.“ (B161, 20.5.1923). Der Mensch ist das Götterideal, das Ideal an dem sie walten und wirken, „Welt ist Ich-wollend Geistes-Wort“, (B124, 18. Stunde). In dem Menschenwesen wirken all die Hierarchien der Engel, dieses waltende Wirken kann in künstlerische Darstellung, von entsprechend wahrnehmenden Menschen, gebracht werden. „Es steigt herauf in das menschliche Bewusstsein aus den Untergründen der menschlichen Organisation die lebendige Kraftsumme alles desjenigen, was als ätherischer menschlicher Leib den physischen menschlichen Leib als das größte Kunstwerk in die Welt hineinstellt, und demjenigen, der zur wirklichen Imagination aufrückt, begegnet auf seinem Wege durchaus dasjenige, was das künstlerische Erlebnis ist. ... Also gerade in diejenigen Regionen rückt der imaginativ Erkennende ein, aus denen das Leben des künstlerisch Schaffenden in Wirklichkeit quillt.“, (B196, 23.8.1921). Der Makrokosmos und der Mikrokosmos als das Weltenkunstwerk der geistigen Welt, gibt uns überall Anblick und Anschauung göttlich-geistigen weisheitsvollen künstlerischen Schaffens. „... Wenn Sie versuchen, sich ein wenig hineinzuleben in das, was geschildert worden ist in der «Geheimwissenschaft» als Saturn-, Sonnen- und Mondendasein, dann werden Sie die Entdeckung machen, dass in der Tat bei der Schilderung des Saturndaseins eine architektonische Stimmung zugrunde liegt, bei der Darstellung des Sonnendaseins eine bildhauerische Stimmung und bei der Darstellung des Mondendaseins eine malerische Stimmung.“, (B173, 30.12.1914). Kunst ist Darstellung des Übersinnlichen im Sinnlichen, so ist es Suche nach dem Göttlichen, Aufnahme göttlich-geistiger Offenbarungen, es ist wie eine Andacht die dem Göttlichen demutsvoll zur Darstellung das Medium bietet. „Wir modernen Menschen müssen Kunstwerke schaffen, bei denen die Form mehr sagt als die Natur sagt, aber ganz natürlich spricht, sodass jede einzelne Linie, jede einzelne Farbe wie ein Naturgebet wird für das Göttliche. ... Eigentlich möchte jede Pflanze, jeder Baum in einem Gebet aufblicken zum Göttlichen. ... Holen wir heraus, was in Baum und Pflanze, in Wolke und Stein an Linienführung an Farbe, an innerer Lebendigkeit lebt, prägen wir es dem Baumaterial, prägen wir es de Bildhauermaterial ein, dann spricht durch das Kunstwerk die Natur zu den Göttern. Wir entdecken den Logos in der Natur. Und uns erscheint in unserer Kunst eine höhere Natur als die Natur draußen, eine Natur, die nun ihrerseits auf ganz natürliche Weise den Logos hinaufströmen lässt zu der göttlich-geistigen Welt.“, (B155, 22.2.1923). Wolfgang Amadeus Mozart beschrieb das Komponieren eines Musikstückes einmal als das zur Verkörperung, in Noten fassen eines geistigen Wesenhaften. Wie er das ganze Stück als Wesen im Geiste bereits erlebt, bevor er es in Noten fassen kann. Das ist es, was Kunst sein kann. Ein Dienst an Göttern die göttlich Wesenhaft, im Irdischen zum Ausdruck gebracht haben wollen. So sind es die Höheren menschlichen Wahrnehmungsfähigkeiten, die sich aus der künstlerischen Ideenwelt ihre Inhalte holt. „Die Kunst erscheint als der sicherste Unterpfand unsere Befähigung zur Freiheit.“, (Rudolf Steiner, 1904). Leseprobe aus dem Buch "Mensch"