Ausbildung von Moral und Seelenfähigkeiten
Ausbildung von Moral und Seelenfähigkeiten Beschreiten wir den esoterischen Übungsweg, um unsere Seele soweit zu entwickeln, bewusst Geistiges erleben zu können, so ist auch unbedingte Achtsamkeit auf die Veredelung der eigenen moralischen Eigenschaften zu richten. Die Meditationsübungen lassen uns neue Seelenfähigkeiten erlangen, aber diese läutern unser sittliches Verhalten keineswegs von selbst. Vielmehr kommen unsere verborgenen Eigenschaften ungehemmter zum Vorschein. Besonders die niedereren Eigenschaften wie Triebe, Leidenschaften, Hang zu Wutausbrüchen, Zornaufwallungen, Rachsucht oder Neigung zur Lüge können dann vermehrt und stärker auftreten. Wollen wir zu einer Wahrnehmung, zu einem bewussten Leben in der geistigen Welt kommen ist es daher unsere vordringlichste und größte Herausforderung an der Veredelung unserer Seele, an der Herausbildung unserer Moral zu arbeiten. Die Moral oder die Zwölf Tugenden Der Mensch steht in Verbindung mit der physischen und geistigen Welt, er kann sie in sich zu einer Einheit verbinden. Die Seele tritt dabei als Mittler zwischen der materiellen und der geistigen Welt auf. Der Astralleib ist der Teil der Seele, in dem diese Vermittlung geschieht. Der Astralleib ist durchzogen von luziferischen und ahrimanischen Einflüssen. Wir sind den Leidenschaften und Trieben, niederen Begierden jeweils in einer individuellen Weise unterworfen. Diese verhindern das freie und wahre Einwirkung, der sinnlichen und höheren Wahrnehmungen. Diese erwähnten Behinderungen des Astralleibes können auch als Untugenden, Verdunkelungen bezeichnet werden. Das Ich ist nun in der Lage durch eigene Tätigkeit diese Untugend in Tugenden zu verwandeln. Aber damit auch Fähigkeit zu entwickeln. „Tugendhaft sein, das heißt, tauglich sein; denn Tugend hängt mit taugen zusammen. Taugend, tauglich sein, zu etwas taugen, das heißt, einer Sache gewachsen zu sein, eine Sache zu vermögen, eine Sache zu können, das heißt tugendhaft sein.“ (B161, 9.6.1923). Das eigene niedere Selbst zu überwinden, die Verdunkelung durch die Widersacher überwinden. Die Seele in eine reine Schale verwandeln, die frei das Geistige in der Natur und das Geistige aus der Geisteswelt aufnehmen kann. Diese Tugenden haben im Jahreslauf jeweils eine besondere Ausprägung und können daher auch in einem Monatsrhythmus beachtet werden1: 1. Widder: Ehrfurcht wird zur Opferkraft (April) 2. Stier: Inneres Gleichgewicht wird zum Fortschritt (Mai) 3. Zwilling: Ausdauer, Standhaftigkeit, Staete wird zur Treue (Juni) 4. Krebs: Selbstlosigkeit wird zur Reinheit (Juli) 5. Löwe: Mitleid wird zur Freiheit (August) 6. Jungfrau: Höflichkeit wird zum Herzenstakt (September) 7. Waage: Zufriedenheit wird zur Gelassenheit (Oktober) 8. Skorpion: Geduld wird zur Einsicht (November) 9. Schütze: Gedankenkontrolle wird zum Wahrheitsempfinden (Dezember) 10. Steinbock: Mut, Furchtlosigkeit wird Erlöserkraft (Jänner) 11. Wassermann: Verschwiegenheit wird zur Meditationskraft (Februar) 12. Fisch: Großmut wird zur Liebe (März) Übung: Tugenden Mit dem 21. des Vormonats beginnend regelmäßig, also zum Beispiel täglich einmal in die Stimmung des jeweiligen Monats und Tierkreiszeichen versetzen. Diese Monatstugend so verinnerlichen, dass einem eine entsprechenden Seelenstimmung daraus wird. Am Ende des Monats wieder damit enden. Ehrfurcht wird zur Opferkraft (Widder) Der Menschen ist ein Geschöpf geistiger Wesen. Unser Sein ist ein Geschenk der Götter. Die Menschheitsentwicklung ist Idee und Ziel der geistigen Welt. Den Menschen zu einem freien liebenden Ichwesen zu machen. Ehrfurchtsvoll dies erhabene Wirken und weben zu Schauen. Menschen, Engelwesen, Götter, Elementarwesen opfern sich fortwährend für unsere Entwicklung. Mit solchen hohen Idealen durchdrungen, erlangen wir Weltverständnis und Opferfähigkeit. Es ist ein Ausdruck der Höherentwicklung, wenn der Mensch ehrfurchtsvoll vor dem Weltenganzen sein Sein hingeben - opfern will und kann. Beim Schwachen überwiegt die Selbstsucht er will behalten, was er sich mühevoll erworben hat. Wer sich überwindet, wird bereit sich selbst zu lassen. Sich selbst einer höheren Sache opfern zu wollen. In dem Musikdrama Tannhäuser von Richard Wagner stellt Elisabeth von Thüringen diese Ehrfurcht vor Gott und die Opferwilligkeit für die Schwächen eines anderen dar: „Elisabeth: Wenn je, in tör'gem Wahn befangen, mein Herz sich abgewandt von dir, wenn je ein sündiges Verlangen, ein weltlich Sehnen keimt' in mir, so rang ich unter tausenden Schmerzen, dass ich es töt' in meinem Herzen! Doch, konnt' ich jeden Fehl nicht büßen, so nimm dich gnädig meiner an, dass ich mit demutvollen Grüßen als würd'ge Magd dir nahen kann: um deiner Gnaden reichste Huld nur anzuflehen für seine Schuld!“ Inneres Gleichgewicht wird zum Fortschritt (Stier) Hinter aller Form der Dinge und allem Leben in der Welt können wir die Offenbarung geistiger Wesen finden. Die Äußerlichkeit dieser Dinge verursacht Eindrücke in uns, die Sympathie und Antipathie hervorrufen. Lassen wir uns von den entstehenden Empfindungen aus unserer sachlichen, ruhigen Mitte der Beurteilung ablenken, schmälern wir unseren Wahrnnehmungsumfang. Erst das ruhige ansehen und durch uns strömen lassen des Lebens wird uns offenbaren können wie Gedanken und Ideen in allem wirken. Bleiben wir gelassen im Ertragen und Urteilen, so werden wir die vernunftgemäß ablaufenden Vorgänge der Welt erkennen lernen. Durch dies kann ich mich gelassen dem Lauf der Dinge einordnen um die Vorgänge bewusst erlebend in mein Handeln einfließen lassen und daraus sachlich und liebevoll meine Taten schaffen. Das Walten des ungleichgewichtigen Wahnes, der Überwindungsmoment und das Wirken aus Erkenntnis wurde von Richard Wagner in den Meistersingern so ausgedrückt: „...warum gar bis auf's Blut die Leut' sich quälen und schinden in unnütz toller Wut! ...Nun aber kam Johannis-Tag: - jetzt schau'n wir, wie Hans Sachs es macht, dass er den Wahn fein lenken mag,...“ Ausdauer, Standhaftigkeit, Staete2 wird zur Treue (Zwilling) Auf dem Weg zu einer Erkenntnis höherer Welten steht die Selbsterkenntnis. In einer ersten Stufe können wir uns Vorstellungen von uns selbst erarbeiten. Unsere Fähigkeiten und unsere Schwächen, das höhere Selbst und die niederen Triebe, unsere Tiere kennenlernen. Aus der Vorstellung heraus können wir an unserer Veredelung arbeiten. Das muss aber in einem zweiten Schritte in den Willen gehen. Wir wandeln an der Schwelle zu der geistigen Welt stehend unser Wesen um. Das benötigt innere Stärke, Ausdauer, Staete (B145). Wie das in den Parsifal-Berichten geschildert ist, wo ein Mensch durch die Verführungen, Verirrungen und endlos weiten Zeiten und Wege gehen muss um daran seine Denkkräfte, seinen Willen, Standhaftigkeit ausbilden zu dürfen. Der Weg endet erst wenn die Erkenntniskräfte weit genug heran gebildet sind: „Parsifal: ... Nein! Nein! Nicht die Wunde ist es. Fließe ihr Blut in Strömen dahin! Hier! Hier, im Herzen der Brand! Das Sehnen, das furchtbare Sehnen, das alle Sinne mit fasst und zwingt! O! - Qual der Liebe! Wie alles schaudert, bebt und zuckt in sündigen Verlangen! ...“ Da erlebt Parsifal die Verführung und Leidenschaft, die uns in der Welt bannen will (es ist ein Erleben der elementaren Welt): „Kundry: ... Und flöhest du von hier, und fändest alle Wege der Welt, dem Weg den du suchst, dess' Pfade sollst du nicht finden. ...“ Das sagt Kundry zu Parsifal, eine Darstellung der erdverbundenen Wesen, die den Menschen binden wollen ans Erdensein. Der Parsifal wird alle Irrwege der Welt gehen bis er sein Denken am Irrtum geschult, seinen Willen umgewandelt hat. An diesen Irrwegen wird er alle Zweifel erleben und so seine Ausdauer und Staete ausbilden. Es ist in verschiedenen Arten ein Durchgehen durch Todeserlebnisse der Hoffnungslosigkeit, dann aber spricht er: „Parsifal: ... Der Irrnis und der Leiden Pfade kam ich; soll ich mich denen jetzt entwunden wähnen, da dieses Waldes Rauschen wieder ich vernehme, dich guten Greisen neu begrüßen? Oder - irr' ich wieder? Verändert dünkt mich alles. ...“ Parsifal hat lange Wege (4 1/2 Jahre) der Irrnisse hinter sich, er zweifelt, aber seine Ausdauer hat ihn zurückgebracht auf seinen berechtigten Weg, er hat die Widersacher und Verführer überwunden. Durch die Widersacher und ihre Verführungen hat der Mensch zu leiden. Dies Leid an dem darf man nicht verzweifeln. Redsam mühend stärkt man sich die Kräfte an ihnen und dabei auch das eigene Schicksal auslebend. So sind es die früheren Taten, die Taten früherer Leben, die einem das Schicksal ergeben. Die eigene Unvollkommenheit ist es, die man auf diesen Irrwegen des Lebens ausgleichen muss. „Parsifal: ... Und ich bin's der all dies Elend schuf! ...“ (alles Parsifal, 2. und 3. Akt, Bühnenweihfestspiel von Richard Wagner). Parsifal erkennt das es seine eigene Unvollkommenheit war, die in ab von den Wegen brachte, die ihn Kämpfe uns Streite erleben ließ, an denen er fast verzweifelte. Die bei den Mitmenschen zum Elend führte. Und eines Tages ist es so weit, da kann der Mensch hintreten, zu den Widersachern und kann ihnen zu einem gewissen Grade ihre Macht nehmen. Selbstlosigkeit wird zur Reinheit (Krebs) Unsere heutige Zivilisation ist durchdrungen von hervortretende Selbstsucht, wir fördern und kultivieren unseren Egoismus, unsere Begierden unser Genussucht. Diese macht uns unrein im Sinne hoher Tugenden. Diese Unreinheit führt uns weg von dem Pfad der Nächstenliebe der Aufopferung für das Gute. Die Selbstsucht, den Egoismus überwinden wir, wenn wir auf eigenen Vorteil verzichten lernen. Nicht unser Wohl steht im Vordergrund, sondern die Taten zu setzen von denen wir Gewissheit haben, sie sind gute Taten für Mensch und Welt. Dazu müssen wir lernen unsere eigenen Neigungen, vor allem unsere Begierde zu überwinden, reinen Herzens die erleben können was Mensch und Welt von uns benötigen, das wird zur Reinheit führen. Wir gehen in unserer esoterischen Entwicklung durch alle Leidenswege, um die niederen Neigungen unseres physischen Ich zu läutern, dann kann uns das höhere Ich geboren werden, wie dies in Richard Wagners Parsifal dargestellt ist: „Durch Mitleid wissend der reine Tor, harre sein den ich erkor.“ Mitleid wird zur Freiheit (Löwe) Wir lenken einen großen Teil unserer Aufmerksamkeit auf die eigenen Bedürfnisse und Stimmungen. Diese beherrschen uns dann und schränken die Wahrnehmung unserer Umgebung ein. Durch die Selbstüberwindung öffnen sich unsere Wahrnehmung und unser Bewusstsein zu den Vorgängen der Welt. Nicht uns zu fühlen, sondern die Gefühle der Mitmenschen öffnet uns zum Welterleben. Wir erweitern unser Erleben in die Welt hinaus. Im Erleben der Welt erkennen wir uns Selbst, aus diesem Mittelpunkt schöpfen wir Kraft für unsere Taten. Eine Tat aber, die wir aus unseren Empfindungen der Welt heraus gründen, wird in Einheit sein können mit der Welt. So können wir durch die Überwindung unseres Egoismus verstärkt das Leid unserer Mitmenschen erleben, dies bringt uns die Möglichkeit, unsere Taten aus Mitleid zu gründen. Diese Beziehung zwischen Selbstüberwindung und Erleben der Probleme der Mitmenschen ermöglicht uns ein Handeln, das sich objektiv (frei) an den wirklichen Vorgängen und Schicksalszusammenhängen der Welt orientiert. „Gesegnet sei dein Leiden das Mitleids höchste Kraft und reinsten Wissens Macht dem zagen Toren gab!“, Parsifal III.Akt, Richard Wagner Höflichkeit wird zum Herzenstakt (Jungfrau) Unsere zwischenmenschlichen Beziehungen sind oft unharmonisch, aber dies lässt sich durch sinnvoll gestaltete Umgangsformen verbessern. Die sich dadurch ergebende Höflichkeit zu meinen Mitmenschen egal, in welchem Verhältnis wir uns gerade befinden, erlaubt es sich immer in einer positiv gehaltenen Grundstimmung zueinander zuhalten. Gelingt es nicht ein freundliches, höfliches Grundgefühl gegenüber den Mitmenschen aufrecht zu halten, so kann es zu Missverständnissen, Konflikten und antipathischen Gefühlen kommen. Gelingt es immer, in positiver Höflichkeit den Mitmenschen zu begegnen, ihnen aufrichtige Zuneigung und Offenheit entgegen zu bringen, dann können uns Herzenskräfte entstehen, die es uns ermöglichen im Takt mit den Gefühlen und Zuständen unserer Mitmenschen uns zu verhalten. Also etwas zu erreichen was auch Herzenstakt genannt werden kann. Zufriedenheit wird zur Gelassenheit (Waage) Wenn wir uns Vorstellungen von einer idealeren Welt machen so werden uns die Widersprüche dieser Welt umso erkennbarer. Immer klarer und unerwünschter treten sie uns entgegen. Je bekannter das Menschen- und Weltenideal, desto offensichtlicher werden die Unwahrheiten, Verirrungen und Probleme von Mensch und Gesellschaft. Man kann so in eine immer stärker werdende Unzufriedenheit mit sich und den Mitmenschen kommen. Es ist ein „Wegwollen“ von der Welt, sich nicht verbinden wollen mit den Fehlern, Problemen und Prüfungen des täglichen Lebens. In solchen Lebenssituationen ist es wichtig, an der Zufriedenheit mit sich selbst zu arbeiten. Zufrieden mit der Einordnung in die Gesellschaft und den Menschen der erlebten Umwelt. Durch die Unzufriedenheit ist etwas unausgeglichen, ein Gegensatz zu den Mitmenschen. Es ist eigentlich ein mangelndes Interesse an den Menschen, weil man noch zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Es ist die fehlende Liebe (Interesse) zu den Menschen, die einen fliehen und den Konflikt spüren lässt. Zufriedenheit mit dem eigenen Sein bringt einen wieder zu einem ausgeglichenen Verhältnis zur Welt. Diese Weltoffenheit wird zur Harmonie mit der Welt, die sich zu einer Gelassenheit mit dem Erleben der Welt ausbildet. Sich in eine positives, Weltoffenes, interessiertes, freudvolles Verhältnis zur Welt bringen. Jeden Fehler und jedes Problem kann man als freier, schaffender, liebender Mensch zumindest mildern oder auch verwandeln in ein Besseres. Ich begegnet Ich. Sich begegnen von Mensch zu Mensch. Ein Ich ist vorhanden und hat Interesse am Du. Nicht wünschen zu sein was wir nicht sind, unendliche Dankbarkeit für das, was wir bisher werden durften, für die Möglichkeiten der Zukunft. Zufriedenheit mit dem eigenen Sein, Gelassenheit gegenüber den Problemen des eigenen Schicksals. Geduld wird zur Einsicht (Skorpion) Das Unsympathische, Problematische oder Langweilige zu ertragen bringt uns dazu, die Welt besser zu verstehen. Dem aber, versuchen wir normalerweise zu fliehen, der Langeweile durch Sensationswunsch in Scheinrealitäten. Den harten Schicksalswirklichkeiten, in unreales Leben in Filme, Fernsehen, Internet und Videospiele oder in die Angebote der Spaßgesellschaft. Aber ein solches Fortlaufen vor dem Leben bedeutet, dass wir vor den Notwendigkeiten des Menschenschicksals und dem Selbst - Erleben davonlaufen. Die Kraft aufbringen erlebtes Nachklingen zu lassen, nochmals in den Gedanken durch erleben. Langeweile als Lehrstunde zur inneren Ruhe anzusehen. Was ist mir zugeflossen durch meine Erlebnisse. Nicht der nächsten Sensation nachlaufen. Antworten kommen dann, wann wir reif für diese Antwort sind. Geduld. Erkenntnis kommt nach dem wir die Geduld aufgebracht haben auf sie zu warten. Die heutige Informationsflut, die Unmittelbarkeit abrufbaren Wissens (Internet) vermittelt als Schein das Gegenteil. Vieles wird sich erfüllen, haben wir nur genug Geduld es zu erwarten. Das Ziel des Menschensein ist nicht das Streben nach Wohlbehagen und Großmannssucht. Das Kleine, das Unangenehme und das Leiden gehören zur Welt und können uns zu einem besseren Selbstverständnis führen. Gedankenkontrolle wird zum Wahrheitsempfinden (Schütze) Wie wird unser Denken wahr und wie erlangen wir Kontrolle über unsere Gedanken? Erst wenn wir einen Gedanken festhalten können ohne das er uns ständig von einem anderen Gedanken (z. B. durch äußere Sensation) verdrängt wird, wenn wir logisch einen Gedanken nachvollziehbar mit einem anderen Gedanken verbinden können, dann werden wir Herr in unserem eigenen Bewusstsein. Und es wird uns ein Gefühl erwachsen, das uns die Sicherheit des Erkennens gibt, ob ein Urteil wahr oder falsch ist. Kann also der Mensch sein Denken soweit bringen, dass es die Wahrheit hervorbringt? Wir gehen heute den Weg, Wahrheit in einer Art von demokratischer3 Festlegung oder dort, wo sie experimentell nachweisbar ist zu suchen. Erst wenn wir anerkennen, dass der Menschen selbst ein wahres Urteil hervorbringen kann, werden wir unserem eigenen Denken auch vertrauen. Heute haben wir in der Mathematik bereits ein solches Feld auf dem wir sehen können, dass unser Urteil mit dem anderer Menschen zusammen stimmt. Das Denken kann sich der Logik bedienen um zum Urteil zu kommen. Aber die Logik kann sich nicht wieder selbst aus Logik erklären. In dem Kern des logischen Urteils erlebt der Mensch eine Empfindung. Die Empfindung: Dieses logische Urteil ist wahr!. Hier hängen Denken und Fühlen des Menschen zusammen. Um zum wahren Urteilen zu kommen, muss der Mensch also nicht nur am klaren, beweglichen und unbeeinflussten Denken arbeiten, sondern auch an einem Fühlen der Wahrheit als solche, weil sie eine Übereinstimmung mit der geistigen Welt ausdrückt. Das ist dann der Weg, sich mit den Unwahrheiten eigener Vorstellungen und angelernten Sittlichkeitsregeln des Fühlens auseinanderzusetzen. Wo ich die Wahrheit nicht erkennen kann, lebe ich in der Unterdrückung durch die Unwahrheit. Wenn ich meinem Urteil und Denken nicht vertraue, kein Vertrauen habe selbst die Wahrheit als solche zu erkennen, dann werde ich mich in der Abhängigkeit von dem Urteil und den Verhaltensvorschriften anderer halten lassen. Christus sagte: "Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen!", (Joh. 8,32). In den Zeiten des Tierkreiszeichens des Schützen, ist ein Erleben des höheren Selbst4 möglich, aus dem heraus es dann Impulse gibt, am eigenen Weltbild zu arbeiten. Durch die Gedankenkontrolle kann der Mensch zum Wahrheitsempfinden kommen. Dieses öffnet einen Weg zum Erkennen der geistigen Welt. Solch ein Wahrheitsempfinden zu entwickeln kann auch unterstützt werden durch sinnlich-übersinnliche Kunst (z. B. Musik von Bach, Mozart, Wagner oder Bruckner). Welche Vorstellungen verhindern mein Wahrheitserleben, welche Sittenregeln verhindern mein freies Wahrheitsfühlen. Mut, Furchtlosigkeit wird Erlöserkraft (Steinbock) „Aller Ärger und Zorn des täglichen Lebens lastet auf einen. Angst vor jedem Schritt und Tritt. Die Angst sitzt im physisch Sinnlichen. Angst vor einem Fehler, Angst vor einem Verlust, um seine Hüllen und Gewänder, Angst vor dem Versagen, Angst vor dem Abgrund! Der physische Körper dient der menschlichen Entwicklung auf Erden. Man muss sich mit ihm verbinden, um Bewusstheit an Hand des irdischen Erlebens zu erlangen. Aber dies darf nicht zu einer Überbewertung des Physischen führen. Dann würden wir meinen, all unser Sein hänge vom physischen Leib ab. Diese scheinbare Abhängigkeit bannt dann unseren Blick auf die Vergangenheit und macht Angst vor der Zukunft. Eine angstvolle Bewegungslosigkeit ist die Folge. Hebt sich der Blick vom Körper weg ins Höhere, in die Zukunft, so verlieren Angst und physischer Leib ihre Macht. Der Blick wendet sich nach oben in den Himmel der geistigen Welt. Das Ich, der Geist erlebt sich als unabhängig vom Körper, Bewusstheit von der begrenzten Aufgabe des Körpers wird. In der Freiheit wird der Blick in die Zukunft, der Mut überwindet dadurch alle physische Angst. Ein befreites Stehen am Fels der Erkenntnis, in der Brandung des Schicksals. Das ist es, was einem die Überwindung des Materialismus sagen kann. Wer die Realität der geistigen Welt anerkennen kann, wird seine Angst um die physische Existenz überwinden. Oder wie die Tempel Ritter sagten „Das Grab ist leer“. Sie wussten in ihrem Glauben, dass der Christus auferstanden war, in der geistigen Welt weiter lebt, dass Irdische in dem Sinne das „Nichtige“ ist, um das der Mensch keine Angst haben muss. Denn in Wahrheit gibt es keinen Grund für die Angst, die Angst schwächt nur, sie macht einen unfähig, das vorhandene Hindernis/Problem zu erkennen, man beginnt seine eigenen Fähigkeiten anzuzweifeln. Man gibt auf, bevor überhaupt der Versuch unternommen worden ist, eine Lösung zu finden. Es beschränkt den Horizont auf die Wahrnehmung des Problems (ähnlich einer Maus vor der Schlange), keine Lösungen sind mehr sichtbar, die Kräfte schwinden. Die nüchterne Betrachtung einer Situation wird unmöglich. Hat der Mut gesiegt, verliert die Angst, so ist die Kraft vorhanden, das Problem anzugehen, neue Lösungen tauchen auf, die Hoffnung und der Mut besiegen den Zweifel. Mut kann sein: Nein zu sagen, falsche Wege nicht mit zugehen, den eignen Weg zu gehen, Irrtum einzugestehen, den anderen zu helfen, keine Angst vor anderen Menschen, neue Wege ganz ohne Rückversicherung und gegen allen Widerstand zu gehen. Verschwiegenheit wird zur Meditationskraft (Wassermann) Die Verschwiegenheit zu lernen, um in einem Gespräch nicht mehr zu sagen als notwendig ist. Auch nicht mehr zu sagen als der Gesprächspartner aufnehmen und ertragen kann. Verschweigen, was zu verschweigen ist und gleichzeitig zu sagen, was zu sagen ist. Wenn man gewisse Dinge nicht sagt verhindert man die Wahrheit, der Gesprächspartner erfährt dann nicht, was er zu erfahren hat. Dieses richtige Gefühl für den Augenblick muss erübt werden. Was an Ideen in uns auflebt, müssen wir in uns bis zum rechten Moment wachsen lassen. Ideen kommen uns aus dem Geistigen entgegen. Solche Ideen, die zu unseren Gedanken werden, treten uns in viel größerer Intensität entgegen, als wir von irdischen Gedanken gewöhnt sind. Je lebendiger und größer ein Gedanke ist, der ins Bewusstsein tritt, umso schwieriger ist es, ihn zu fassen, zu erfassen, zu begreifen und zu halten. Der Gedanke ist, da er lebt, flüchtig. Ein großer Gedanke einmal erlebt, hinterlässt das Erkennen eines Großartigen. Dann verschwindet der Gedanke, er war nicht zu halten. Das hinterlässt beim Erleben solcher Gedanken die Angst, das sie zu schnell wieder verschwinden, sie sind so wichtig, ich möchte sie gleich allen mitteilen, aber ich kann ihn nicht in verständliche Begriffe fassen, ihn beschreiben und halten. Geduldig muss man warten lernen, um Gedanken zu halten, zu bewegen, sie in Verbindung mit Bestehendem bringen zu können. Dazu müssen die eigenen Denk-, Konzentrations-, Meditationskräfte geduldig, lange wartend erübt werden. Sich selbst reifen lassen, bis man der lebendigen Gedanken würdig ist. Es ist einzusehen, dass erst dann über Gedanken gesprochen werden sollte, wenn ein solcher Zustand erreicht ist. Also ein Zustand, wo die eigenen Vorstellungen, Urteils- und Denkfähigkeiten stark genug sind einen Gedanken zu verstehen und ihn in Begriffe und dann in Worte fassen zu können. Die Ausbildung des Denkens, die Heranbildung ausreichender Begriffe, das Stärken der Urteilsfähigkeit kann durch Denkübungen und Meditation erreicht werden. Aber große Gedanken wollen heraus, wollen ins Leben, der Gedanke, er lebt, er will in unsere tote materielle Welt um sie zu beleben. Dieser Wille, in die Welt zu strömen, nur unser eigener Wille kann es zurückhalten. Es liegt an uns als Mensch, den richtigen Zeitpunkt dafür zu finden, wann eine Idee in die Welt treten sollte. Die Idee will durch die moralische Technik (B027, Kapitel „Die moralische Phantasie“) zur Tat werden. Bewusst diese Idee zurückzuhalten, bis der rechte Zeitpunkt gekommen ist, stärken die Kraft der Idee. Nur unser Wille kann es im Inneren reifen lassen und dann zur rechten Zeit in die Tat umsetzen. Aber daraus entsteht uns nicht nur die Kraft, im rechten Augenblick das Rechte zu sagen, auch das Rechte zu tun. Dieses Tun wird dann aus starkem Willens- und Tätigkeitsantrieb heraus unternommen. Es entsteht die Sympathie für das Aktive, Tätige und Willensartige in der Menschennatur. Also auch eine Sympathie allen Wesen der Welt gegenüber. Großmut wird zur Liebe (Fisch) Erfassen wir den Gedanken, alles in dieser Welt wird durch das Wirken von Wesen hervorgebracht, die hinter den Weltprozessen sind. Dann wird sich damit auch unsere Bewertung, was denn in dieser Welt wesentlich und was unwesentlich ist verändert. Nicht das physisch Vorhandene ist das wichtige, sondern das geistig Schaffende. Aus dem Seienden wird durch das Wirken von Wesen, aber auch durch mein eigenes Wirken, Werdendes. Eine solche Einstellung zu Welt trägt in sich, jede Mutlosigkeit oder Angst zu überwinden, bis zu einer Höhe, auf der ich fähig werde, auch mich selbst für die Mitmensch und Welt zu opfern. Durch das eigene Opfern wird Neues entstehen, aus dem mein eigenes Sein sich auf neuer Stufe ergeben wird. Es ist Großmut, wenn der Mensch sich selbst für das Werden der anderen hingeben kann. In diesen Momenten der Selbsthingabe, in diesen sterbensähnlichen Momenten kann das Erkennen kommen, was denn die Welt zusammenhält. Was sie trägt und weiterbringt. Hinter allen Erscheinungen und allem Sein ist es das Interesse, das gesteigerte Interesse, denn es ist die Liebe zu allem Sein und Werden. Dies kann dann in allen Lebenssituationen, im Privaten, in Wirtschaft, und in der Gesellschaft gefunden werden: das aus Liebe sich ganz dem guten Werden der Welt Hingeben. Die Moral als selbstständige Fähigkeit des Menschen Wir erleben das uns immer weniger die von außen verordneten Tugenden tragen können, das es mehr und mehr auf die persönlichen Moralfähigkeiten ankommt. So kann heute Moral nicht mehr nur durch Gesetze und sittliche Vorgaben verordnet werden. Denn gesetzlich festgelegtes Moralverhalten würde der Entwicklung des Menschen, hin zu einem freien Wesen widersprechen. Zum anderen ist es gerade die Aufgabe, aus der Eigenständigkeit heraus moralische Intuition zu entwickeln, um dem gegenwärtigen vielschichtigen Vorgängen gerecht zu werden. So entfallen uns zusehends die Moralvorstellungen. Wer an Programmen und starren Sittlichkeitsregeln festhält, wird sich mehr und mehr unmoralisch, weil nicht gegenwartsbezogen, verhalten. Wo aber Moral keine Gegenwart hat, wo sie nicht aus dem göttlichen Funken sich speist der im Ich lebt, da wird sie dogmatisiert, relativiert, und ausgelöscht. Moral entsteht durch den Menschen im Gegenwärtigen, sie kann nicht vorgeschrieben werden. Es ist heute an der Zeit, dass der Mensch aus sich selbst, im eigenen klaren Bewusstsein, sich erarbeiten, so das in ihm die Moralimpulse aufleuchten können. Diese Art von moralischer Technik (B027, „XII. Moralische Phantasie“), ist es die von uns heute gefordert werden kann. Auf diesem Weg lauert die Gefahr sich selbst, als moralisch höher stehend, als den Mitmenschen zu sehen. Aber nur wer frei von Sünden ist, sollte den ersten Stein werfen, wir täuschen uns da über die eigenen Unzulänglichkeiten hinweg und werden kritiksüchtig an der Eigenschaften der anderen. Der Jesus Christus hat uns auf diesen Umstand hingewiesen: „Vom Richte: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, … Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht ? ... Zieh zuerst, den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.“, (Mt. 7,1-5). Wie der Mensch an seinen Trieben und Leidenschaften arbeitet, selbst beurteilt welchen Neigungen geht er nach, welchen nicht bildet er sich moralische Begriffe und Ideale, und das bedeutet eine Verwandlung und Veredelung des Astralleibes. So arbeitet der Mensch über seine Inkarnationen hinaus an seinem Astralleib. Dieser wird durch die Veredelung immer leuchtender. Es ist ein Hineinarbeiten der Weisheit in den Astralleib, es wird das Gute und Gescheite hineingearbeitet. So das in Zukunft der Menschen einmal einen Astralleib haben wird, der leuchtend ist und in diesem Lichte wird die Weisheit leben. Sodass gesagt werden kann: „Das Licht ist tatsächlich der Körper der Weisheit.“ (B118, S.149). Auf dem Weg dorthin ist hilfreich das Bewusstsein „...der ureigensten Eigenschaft des astralischen Leibes, Egoismus, Streben in sich zu sein, bei sich zu sein, durch sich zu sein.“ (GA145, Vortrag v. 26.3.1913) Und die Heilung kann entfacht werden durch Weltinteresse, sodass die Angelegenheiten der Erde unsere eigenen Angelegenheiten werden.
Herunterladen des entsprechenden Abschnittes aus dem Buch "Mensch" als PDF