Mensch erkenne dich selbst
III.3 Mensch erkenne dich selbst Es geht nicht darum der beste, höchstentwickelte Mensch zu werden. Sich über die anderen zu erheben. Jeder Mensch, der sich höher entwickelt, stößt andere dabei von sich, stößt sie hinab. Wer höher steigen will, muss die anderen mit sich nehmen wollen, sonst verliert er seinen Kontakt zur Welt (B023, „Leben und Tod. Der große Hüter der Schwelle“). Die Höherentwicklung des Menschen findet dann statt, wenn er sich immer wieder die Frage stellt, wie werde ich auf meinem eigenen individuellen Weg ein sinnvoller Mitbürger meiner Mitmenschen. Wer eine höhere geistige Entwicklung durchmacht, erkennt die Fehler seiner Mitmenschen immer genauer. Aber was wir sehen sind auch die eigenen Fehler, die wir in uns suchen müssen. Mensch erkenne dich selbst, bedeutet nicht, erkenne wie großartig du bist. Sondern erkenne deine Schwächen, Fehler Unzulänglichkeiten. Dazu gehört die größte Kraft, sich diese einzugestehen, die aller größte Kraft braucht es an sich zu arbeiten diese auch umzuwandeln in ein Gutes. Wer die Fehler seiner Mitmenschen tadelt, nimmt sich diese Kraft, weil er Ausreden sucht für sein eigenes Fehlverhalten. Durch die zuvor geschilderten Übungen tritt im Allgemeinen zuerst die Imagination auf. Wir nehmen nach und nach Dinge wahr, die uns als alles möglichen Böses und Schlechtes erkennbar scheinen. Halten wir in diesen Erlebnissen nicht das Bewusstsein fest, dass das was uns entgegenkommt, nicht die Fehler unserer Umwelt, unserer Mitmenschen sind, sondern das sind wir selbst! Dann würden wir an diesem Entwicklungspunkt scheitern. „Das erste Erlebnis ist daher in gewissen Sinne Selbstwahrnehmung. Es gehört zum Wesen der Geistesschulung, dass die Seele durch die an sich geübte Selbsterziehung an diesem Punkte ihrer Entwicklung ein volles Bewusstsein davon hat, dass sie zunächst sich selbst wahrnimmt in den Bilderwelten (Imagination) ...“, (B007, S. 317). Eine schwere Prüfung wartet hier für jeden Menschen am Weg zum vollen Mensch sein. Wir wollen Menschen werden, die in der physischen und in der geistigen Welt bewusst leben können. Dies ist eine Auseinandersetzung mit den Widersachern, die auftreten bei dem Streben Jesus Christus nachzufolgen. In diesem Spannungsfeld, das uns luziferisch aus der Welt hinweg heben will, uns im ahrimanisch Irdischen erstarren lassen will und dem gerechten, tätigen, fortdauernden Herstellen der gleichgewichtigen Mitte, findet diese unsere Selbstfindung statt. Unser Schicksal annehmen. Unser Schicksal wird von Christus so gewoben, wie es uns zusteht. Dessen wir für unsere Entwicklung bedürfen. Sein Zufriedensein damit finden. Die eigenen Schwächen akzeptieren, mit ihnen bewusst leben. Schläge und Leid hinnehmen, als Gnade. Gnade einer Hilfe zur Weiterentwicklung. Verzweiflungen und Hoffnungslosigkeit kommt aus unserem niederen Selbst. Selbstannahme ist das liebevollen Annehmen des eigenen Schicksalswaltens (webens). Selbst überwindet sich, wer der Gnade des Lebens bewusst wird und im höchsten Glück sich als Teil der göttlichen Schöpfung annimmt. Was uns an Leid und Schaden durch die Mitmenschen zukommt, nicht mit gleichen beantworten. Nicht den eigenen Vorteil dadurch suchen, dass wir dem Mitmenschen schaden. Niemanden belügen, betrügen, bedrohen, bestehlen nur, weil uns der andere dies auch tut, denn all dies wäre nur Schaden, den wir unserer eigenen Seele zufügen. Schadet uns jemand, besteht die moralische Antwort nicht im Kampf, sondern in der Heilung für ihn und die Situation. Ist man stark genug zu diesen Verzicht, zu dieser Selbst-Opferung, so kommt einen die Fähigkeit zur moralischen Tat, zur Heilung. Denn Luzifer und Ahriman haben Anteil an uns, dessen sollten wir uns bewusst sein: „Öffne ich dem Dämonischen durch falsche Gedanken und Gefühle, durch Hass und Missgunst ein Tor, so dringt Dämonisches in mich ein. Das Dämonische manipuliert mein Bewusstsein. Verführungen werden genutzt, um mich zu beeinflussen. Mein Denken wird in diese Bewusstseins-Richtung gelenkt. Das Dämonische greift in mein Denken, Vorstellen, engt es ein, lenkt es in die von ihm gewünschte Richtung. Bringt mich unter Kontrolle. Das Böse ist in mir. Das Böse wirkt durch mich. Ich verkörpere das Böse in die Welt hinein.“ Soweit die Schilderung eines Seelenvorganges. Gedanken und Gefühle sind Wirklichkeiten, durch sie verbinden wir uns mit den guten oder den bösen Geistern. Ehrlichkeit vor sich selbst, Selbstüberwindung wird uns dies zu Bewusstsein bringen. Tief erschüttert es uns, wenn Menschen uns „böse“ angreifen, aber das ist in dieser Welt ein ganz normaler Vorgang, die geistigen Hintergründe dieser Taten sollten verstanden werden. Die Wirkungen der Widersachermächte und ihre Strategien, dann fällt der Ärger und die Furcht zusehends von einem ab. Wie diese nur auf Zerstörung aus sind. Wie nicht der Mensch das wirklich Böse ist, sondern der Widersacher, der durch ihn wirkt. Andererseits sind es auch die eigenen Schwächen und Fehler, auf die er wirken kann. So ist er auch ein Teil der eigenen Person, weil er einen so prüfen kann. Man kann sich an ihm kennenlernen und so aus dessen Angriffspunkten die eigenen Fehler erkennen. Wenn man sich durchdringt mit christlicher Nächstenliebe zu den Menschen, gleichzeitig die Widersacher aus dem Geschehen heraus isoliert. Dann kann man sich von Bedrückung und Verdunkelung, die durch den Ärger und Furcht entstehen, befreien. Man kann sich mit dem christlichen Willen erfüllen aus Mitleid mit den Menschen, um seine eigenen Taten so zu lenken, um das Bösen in ein Gutes zu verwandelt. Eine Durchchristung der Welt, die einst das Böse in ein Gutes verwandeln wird. Der Mensch wird dann die Welt verwandeln! Diese Momente sind Augenblick höchster Freude! „Wer das Leben behalten will wird es verlieren“ (Mt. 16,25). Wer sich selbst lässt, wird sein höheres Selbst gewinnen. Es gibt Augenblicke im Leben, wo das Schicksal von uns besondere Taten fordert. Oft sind es unsere Unzulänglichkeiten, Ängste die uns hindern, diese Taten zu tun. An diesen Folgen werden wir dann lange zu leiden haben, um diese Versäumnisse auszugleichen. Bis diese Chancen in andere Weise wieder kommen. Diese Erlebnisse treffen uns oft unbewusst im Inneren in schwerster Art. Führen zu Orientierungslosigkeit und Verwirrung. Erst wenn wir reif sind zur Geistesgegenwart, wird es uns gelingen, diese Hürden zu überwinden. Es sind Prüfungen, die das Schicksal auf unseren Lebensweg für uns bereit hält. Die lange dauern können und uns den klaren Überblick verdunkeln und solange dauern wie es eben nötig ist, dass wir einer (dieser) Herausforderung eben gewachsen sind. Dabei sind es die Mitmenschen die einem in ihrem Verhalten als Prüfungen vor einem stehen, sie scheinen böse. Man ist es aber in bestimmter Weise selbst der dieses Böse – die Prüfung – als zu Überwindendes sich in die Welt stellt. Nicht den Mitmenschen bösen sein, sie sind Teil der Prüfung – Verzeihung üben für die Mitmenschen. „Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. (Mt. 7,1). Solche Prüfungen sind wie ein Auflösen des Denkens, Triebe und Leidenschaften werden stärken, der Wille wird immer schwächer, ein Problem folgt dem nächsten. Scheinbar unaufhörlich. Nichts gelingt, alle Umgebung ist wie gelähmt. Man kommt auch nicht weg. Niemand kann, versteht oder will einen helfen, ganz auf sich allein gestellt (das ist auch der Sinn der Prüfung). Man scheint alles zu verlieren oder auch wirklich die Anforderungen des Lebens zu lösen => man ist zu schwach. Menschen und Probleme stürzen auf einen ein, man ist zu schwach sich zu wehren. Aber es sind ja doch nur die eigenen Fehler die an einen herankommen. Man beginnt irgendwann zu erkennen, dass eine jede Ablenkung (Triebe, Leidenschaften) immer nur neue Problem erzeugt. Im Parceval des Wolfram von Eschenbach (B178), wird dies als das Bett Lit Merveil dargestellt. Das wie halt- und steuerlos mit einem herum schießt. Kraft und Mut gehen fast vollständig zu Ende. Man muss die Kraft sich erringen, sich zu erwehren Albdruck am Brustkorb (B047, S. 115, Elementarwesen der Alpen) Herzproblem. Willen muss entwickelt werden sein Herz zu fassen. Mut zur Tat, Bewusstheit, Selbstbewusstheit, Eigenwehr. Nun tritt zutage, dass man den Löwen erschlägt oder unter Kontrolle bringt. Ist man zu schwach, schlägt man um sich und erschlägt sich somit selbst oder man reitet den Löwen, bringt mit Kraft, Mut, Bewusstheit Triebe und Probleme unter Kontrolle und löst alles auf. Im Urtext von Richard Wagners Parsifal hieß es „Bekenntnis wird Schuld und Reue enden, Erkenntnis in Sinn die Thorheit wenden“ heute wird der Text „... wird Schuld in Reue enden ...“. Es ist für den Menschen wichtig, nicht in Reue zu enden, nicht in der Verurteilung der eigenen Schuld oder der fremden Schuld. Das stark werden der Reue (ist letztendlich ähnlich der Rache) eine Verneinung des Eigenen, das ja durchzogen ist von dem Guten und Bösen. Ein teilweises Selbstverleugnen wenn man in Reue enden will. Was wesentlich ist im christlichen, ist das Erdulden der Sünden der Welt, nicht im Sinne von erstreben, sondern von Durchtragen um sich stärkere Kräfte des nach Oben Strebens zu erarbeiten „Oh, Mensch erkenne Dich selbst“ ist eine der zentralen Botschaften „... Schuld und Reue enden ...“, in einem sich selbstlos anschauen des Eigenen, vorurteilslos, hinnehmend auch den üblen Teil seiner selbst. So in seiner eigenen Vollständigkeit zu streben nach einen mitleidenden, tragen und helfen an den Mitmenschen. Wer Schuld, eigene Schuld, fremde Schuld, die Schuld eines Volkes in Reue enden lassen will und nicht Schuld und Reue enden lassen will, kann nicht heilen, nicht gesunden. Nur das Bekenntnis zum Christlichen, zum Entwicklungsweg der Menschheit wird Schuld und Reue in neuer selbstüberwindender Heiltat enden. In der höheren Entwicklung beginnen sich Astralleib und Ich vom Körper zu lösen. Die Versuchungen (Tiere) treten intensiver auf. Man erliegt leichter den Versuchungen, Verbindung des Bösen mit sich, statt Gutes durchdringt einen Böses, man kann nicht lieben, Ärger und Hass quillt aus einen. Dass was man erlösen soll, denen man helfen soll, hilft man nicht. Man schadet ihnen „Vergessens meiner Sendung“ (Parsifal, R.Wagner). Man steht quasi vor seinem Ende, sinnlos, hilflos, zu schwach zum Guten. „Ich bin es der all dies Leiden schuf“ (Parsifal, R.W.). So muss durch die oben beschriebenen Übungen zu geistiger und moralischer Stärke kommen sich der Konsequenzen des eigenen Verfallens, der Widersacher bewusst sein und aufrecht bleiben. Sonst schädigt man sein höheres Selbst. Es ist ein Festhalten wollen im Irdischen, nicht sich ins Geistige bringen wollen. Wie arbeite ich an mir? Niemals bewusst den scheinbar leichteren Weg gehen wollen. In drei Stufen gehen wir im Zeitalter der Bewusstseinsseele unseren Weg zum höheren Selbst. Im Glauben: Den ganzen Weltschmerz aufnehmen, fühlen und erleiden wollen, darin den Glauben an das Höhere nicht verlieren. Das ist die Überwindung des Luzifer. „Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, dass ihr's empfangen werdet, so wird's euch werden.“, (Mk, 11,24). In der Liebe: Der Erkenntnismoment des eigenen Schicksals, der Moment der Verwandlung der Fleischlichen in eine selbstlos reine Liebe. Das ist die Überwindung Ahrimans. Im Angesicht des eigenen Schuldenschicksals sich entschließen dem Christus nachzustreben. In der Hoffnung: Der Weg in die Zukunft der Menschheit wird uns nach und nach sichtbar. Durch die Kraft des Opfers, das Entstehen der Kräfte des Ich. Die Überwindung des Asuras. Die Seele ist soweit der Tempel, die reine Schale geworden, dass das höhere Ich in den Menschen einziehen kann. „Denn Ich verwalte nun dein Amt.“, (Richard Wagner, Parsifal). Es wird wieder eine Verbindung zur geistigen Welt hergestellt. Man erfüllt sich mit Hoffnung. Bekommt wieder Schicksalsvertrauen. Hat keine Angst, der Mut wird groß. Es ist eine Kraftquelle, Welt-Heilungsquelle. Die geistige Welt wirkt, kräftig wirkend Heilendes wie aus einer Quelle in das Irdische. Diese Quelle wollen die Widersacher unzugänglich machen oder verschließen. Des Heiles Kräftigungsquell: „Doch wer erkennt ihn klar und hell, des einz'gen Heiles wahren Quell!“. Verinnerlichung des eignen Schicksals Man kommt zu einer bestimmten Anschauung, dadurch dass man innerliche Dinge ausführt, die keineswegs leicht sind, welche schwierig sind, die aber immerhin ausgeführt werden können. Sie stehen im Gegensatz zur heutigen Zeit, wo jeder sich nur als absolut richtig finden will (B056, S. 72). „... dass man die gewöhnliche Art von Selbsterkenntnis ein wenig übt, die Art, die darin bestehen kann, dass der Mensch gewissermaßen auf sein Leben zurückblickt, so zurückblickt, dass er sich fragt: Was bin ich denn überhaupt für ein Mensch gewesen? Bin ich ein Mensch gewesen mit einer starken Neigung zum Nachdenken, zu einem innerlich nachsinnenden Wesen, oder bin ich ein Mensch gewesen, der stets mehr die Sensationen der Außenwelt geliebt hat, dem dieses oder jenes im Leben gefallen oder nicht gefallen hat? Bin ich ein Mensch gewesen, der in der Schule gern lesen, aber nicht gern rechnen wollte, der die anderen Kinder gern geschlagen hat, aber sich nicht gern hat schlagen lassen? Oder bin ich vielleicht ein Kind gewesen, das immer dazu bestimmt war, eins abzukriegen, und das nicht schlau genug gewesen ist, die anderen eins abkriegen zu lassen? Wozu war ich — in intellektueller Weise oder in derjenigen Weise, die auf die Gemütsstimmungen oder auf die Willensimpulse bezüglich ist besonders veranlagt? Was ist mir leicht, was ist mir schwierig geworden? Was hat mich so getroffen, dass ich ihm gern habe entfliehen wollen?“, (B056, 23.1.1912). Vor allem alles was man nicht gerne gewollt hat. (z. B. man wollte gerne Dichter werden, wurde aber zum Erlernen des Handwerkberufes gezwungen), was gerne hat werden wollen, was man aber gegen seinen Willen nicht geworden ist. Was einem gepasst hat in der Jugend und was einem nie zu Teil geworden ist. Was man in der Jugend entfliehen wollte. „... dann hat man eigentlich ein Bild derjenigen Dinge in seinem Leben, die einem so recht am wenigsten gefallen. Darum handelt es sich aber gerade, dass man die Dinge in seinem Leben herausbekommt, die einem in der Vergangenheit am wenigsten gefallen haben. Und man muss nun versuchen, sich ganz einzuleben in eine höchst merkwürdige Vorstellung: Alles das, was man nun eigentlich nicht gewollt und gewünscht hat, energisch zu wollen und zu wünschen!“, (B056, 23.1.1912). So sich empfindungsgemäß „... in Gedanken ein Wesen schafft, von dem man die Vorstellung haben kann, dass man es im Grunde genommen bisher gar nicht gewesen ist. Und jetzt stelle man sich vor, dass man eigentlich gerade dieses Wesen mit aller Vehemenz, mit aller Intensität gewesen wäre.“, (B056, 23.1.1912). Es zeigt einen etwas „was man in der gegenwärtigen Inkarnation nicht ist, was man aber hereingebracht hat in die gegenwärtige Inkarnation. Sein tieferes Wesen wird einem Aufgehen an dem Bilde, das man sich auf diese Weise konstruiert.“, (B056, 23.1.1912). So schwer einen dieses Gegenbild auch geworden ist, man fühlt doch, dass man etwas damit zu tun hat. Nicht mit diesem Leben aber es bildet sich die Gewissheit heraus, dass es mit einem früheren Leben zu tun hat. „Und wenn wir die allerstumpfsinnigsten Seiten unseres Wesens entdecken, dann können sie uns mit größter Wahrscheinlichkeit zu dem führen, worin wir in der vorhergehenden Inkarnation am allermeisten geglänzt haben.“, (B056, 23.1.1912). Wenn einer viele Sprachen kann, so kann sich dies in der nächsten Inkarnation, in einer mehr unbefangenen Beurteilung seiner Mitmenschen auswirken. Wenn man sich dieses Bild vor die Seele gemalt hat, dann kann man auch abschätzen, wie sehr dieses Bild verblasst ist. Man bekommt das Gefühl oder den Eindruck, dass so oder soviele Personen zwischen einem und dem Bild stehen. „Denn wenn zum Beispiel zwölf Personen zwischen einem selbst und diesem Bilde stehen, so braucht man nur durch drei zu dividieren und würde dann vier herausbekommen. Das sind dann in der Regel die Jahrhunderte, die einen von der vorhergehenden Inkarnation trennen.“, (B056, 23.1.1912). Man muss dies öfter durchführen und recht lebendig vorstellen, sodass man sich geradezu in einen Menschen imaginiert, der das gewollt hätte, was wir nicht gewollt haben. Je öfter man es wiederholt, desto klarer wird die Vorstellung. Es wird hier eine Art von Erinnerungsvermögen ausgebildet, das man dem gewöhnlichen Erinnerungsvermögen gegenüber mit einem anderen Namen bezeichnen muss. (Das gewöhnliche Erinnerungsvermögen ist die Vorstellungserinnerung). Dies ist eine Art von Gefühls- und Empfindungserinnerung. Einen Hilfsgedanken formen, dass es einen fiktiven Menschen gibt, der für alle Zufälligkeiten die einem geschehen verantwortlich ist (z. B. Der wirft den Blumenstock hinunter der einen trifft), mit diesem Hilfsgedanken kann es mehr und mehr gelingen seine eigene Wesenheit, die diese Inkarnation vorbereitet hat, zu erkennen. Ein Gescheiterer in uns führt uns zu Schmerz und Leid, weil wir dadurch etwas abstreifen (lernen) können. Hinter der äußeren lebt eine innere höhere Individualität (B056, 20.2.1912). Die Einweihung Die christlich-rosenkreuzerisch-anthroposophische Einweihung führt den Schüler zu einer Entwicklung die Freiheit und Stärkung der Individualität erreichen will. Zur Kontrolle der eignen Gedanken, Gefühle und des Willens muss es der Geistesschüler hierbei bringen. Helfer und Lehrer können ihn bis zu einem gewissen Punkt bringen, den Schritt in die geistige Welt muss bei diesem Einweihungsweg jeder selbst gehen. Es sind Punkte im Lebenslauf, an denen jeder auf sich alleine gestellt ist und für sich alleine handeln muss. Das Wissen und Können, das einem Menschen durch die Einweihung zuteilwird, könnte ohne solche nur in einer sehr fernen Zukunft, nach vielen Verkörperungen und auf ganz anderen Wegen und Formen errungen werden (B023, Kap. „Die Einweihung“). Ein Mensch kann von den Geheimnissen des Daseins nur soviel wirklich erfahren, als dem Grade seiner Reife entspricht. Würde jemand ohne Weiteres eingeweiht, so würde ihm die Erfahrung fehlen, die er durch die Verkörperungen der Zukunft noch machen wird. Deshalb müssen an der Pforte der Einweihung diese Erfahrungen durch anderes ersetzt werden. In einem Ersatz für künftige Erfahrungen bestehen daher die ersten Unterweisungen des Einweihungskandidaten. Es sind die sogenannten Proben die er durchzumachen hat und die sich als regelmäßige Folge des Seelenlebens ergeben, wenn Übungen, wie die vorhergehenden richtig fortgesetzt werden. Dem Einzuweihenden Müssen gewisse Dinge und Tatsachen ergeben, die den höheren Welten angehören. Das versteht man unter Proben und dies geschieht durch das tägliche Erleben des Schülers. Er kann sie aber nur sehen und hören, wenn er die geistigen Wahrnehmungen empfinden kann, von denen in Vorbereitung und Erleuchtung berichtet worden ist. Feuerprobe Durch einen „geistigen Verbrennungsprozess“ wird der Einzuweihende so geläutert, dass er durch den Schleier der sinnlichen Wahrnehmung, dasjenige sehen kann, was sich dahinter verbirgt. Es ist dann eine Anschauung der wahren Eigenschaften der Dinge, Pflanze, Tiere, Menschen. „Das Ziel aber ist, dass sich der Kandidat durch die Erkenntnis der höheren Welten größeres und wahreres Selbstvertrauen, höheren Mut und eine ganz andere Seelengröße und Ausdauer erwerbe, als sie in der Regel in der niederen Welt erlangt werden kann.“ (B023, S. 65). Erlernen der okkulten Schrift Der Schüler lernt zu lesen und zu verstehen, was sich in der geistigen Welt zum Ausdruck bringen will. Wie im Physischen, Schriftzeichen und Worte die Gedanken und Inhalte wiedergeben, so gibt es in der geistigen Welt Vorgänge, Bewegungen, Zeichen die wie Symbole Bedeutungen ausdrücken. Diese muss der Einzuweihende erlernen, um sich sicher in der höheren Welt bewegen zu können. Die Zeichen der Geheimschrift entsprechen den Kräften, welche in der Welt wirksam sind. Man lernt durch diese Zeichen die Sprache der Dinge. Es zeigt sich dem Einzuweihenden, dass alle vorhergehenden Übungen, nur waren wie ein Buchstabieren, nun lernt er zu lesen. In einem großen Zusammenhang erscheint nun was zuvor nur vereinzelte Figur, Ton und Farbe war. Durch das Erlernen dieser okkulten „Schrift“ lernt der Einzuweihende gewissen geistige Verhaltensmaßregeln für das Leben. Nun kann er auch Taten vollbringen die eine Bedeutung für die Welt haben und die ein Uneingeweihter niemals verstehen oder tun könnte. Man wird dann wie eine Art von „Helfer der Welt und Menschheit“ der, segnend und wohltuend durchs Leben schreiten kann. (B023, Kap.: „Die Einweihung“) Wasserprobe Im äußeren, normalen, niedrigeren Leben sind es die Lebens- und Arbeitsumstände, die sittlichen Normen, die unser Verhalten leiten. Diese sollte auch der Einzuweihende keinesfalls vernachlässigen und ebenso seinen Pflichten nachgehen wie eh und je. Was nun hinzutritt, sind höhere Wahrnehmungen aus dem Okkulten, die Schrift die zu lesen er gelernt hat. Und nun ist es die Aufgabe ohne jegliche Stütze, Hilfe oder Anleitung selbst den Weg zu finden. Wie eben im Wasser keine Stütze ist, daher wird dies die Wasserprobe genannt. Nichts Persönliches, keine eigen Meinung, kein Vorurteil, keine Illusion, keine Angst, darf das Handeln bestimmen. Nur das Verstehen der höheren „Verhaltensregeln“, das was einen die geistige Welt mitteilt, soll der Antrieb sein. Diese Probe muss solange geübt und wiederholt werden, bis sie völlig sicher durchlaufen werden kann. So ist sie die Gelegenheit, völlige Selbstbeherrschung zu lernen. „Da muss jedes Vorurteil, jede liebgewordene Meinung schwinden in Bezug auf die Dinge, auf die es ankommt; und einzig und allein die Wahrheit muss Richtschnur sein. Vollkommene Bereitschaft muss vorhanden sein, einen Gedanken, eine Ansicht, eine Neigung sofort aufzugeben, wenn logischen Denken solches fordert.“ (B023, S. 70). In der höheren Welt sind unsere Neigungen und Begierden von Auswirkung auf die Dinge, daher lernen wir diese zum Schweigen zu bringen. Luftprobe Die Luftprobe verlangt vom Einzuweihenden ohne jede äußere Veranlassung, ohne Hinweis nur aus sich selbst heraus tätig zu werden. Kein Boden unter den Füßen, der Orientierung gibt. Nur das Eigene, bis dahin erlernte. Geistesgegenwart, rasch mit sich und der Situationen zurechtkommen, in Verbindung mit dem eigenen höheren Selbst handeln. Äußere, anerzogene, traditionelle Einflüssen müssen kühn, frei und schnell überwunden werden. Nur an sich selbst den festen Punkt finden, an dem man sich zu halten mag. „Alle Verlockungen zum Handeln, je selbst zum Denken, an die ein Mensch vorher gewöhnt war, hören auf. Um nicht untätig zu bleiben, darf der Mensch sich selbst nicht verlieren. Den nur in sich selbst kann er den einzigen festen Punkt finden, an dem er sich zu halten vermag.“ (B023, S. 72). In der physisch-sinnlichen Welt bringt sich die geistige Welt zum Ausdruck, aber nur ein kleiner Teil der geistigen Welt und ihrer Wesenheiten wird uns so offenbar. Tritt der Mensch ein, als selbstbewusstes Wesen, in die geistige Welt werden ihm ganz neue Wesenheiten und Weltenwahrheiten offenbar. „Hat der Geheimjünger diese Probe bestanden, dann darf er den
betreten.“, (B023, S.73). Die Einweihung ist ein Heranbilden der Menschenwesenheit an die geistige Welt, ein Ausbilden der Fähigkeiten die geistige Welt wahrzunehmen und in ihr zu leben. „Der Einweihungsvorgang lässt sich kurz charakterisieren, und zwar bezieht sich das auf jede, auf die vor- und nachchristliche Einweihung, nur der Schluss ist ein veränderter. Die Einweihung ist nichts anderes, als dass der Mensch die Fähigkeit gewinnt, in seinen höheren Leibern Schauorgane zu entwickeln. Der Mensch sieht heute im Schlaf Finsternis, es ist dunkel um ihn. Das kommt daher, dass der Mensch in seinem Astralleibe keine Wahrnehmungsorgane hat. Es müssen, ebenso wie die Augen und Ohren als physische Wahrnehmungsorgane sich gebildet haben, aus den höheren Wesensgliedern übersinnliche Organe entwickelt und ihnen eingegliedert werden. Das geschieht dadurch, dass dem Schüler gewisse Übungen der Meditation und Konzentration gegeben werden.“, (B208, 13.9.1908).
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