Christus
III.4 Christus Wer ist der Christus? Wie kann ich den Christus finden? Durch eine wahre Kunst, durch den wahren Glauben und durch eine wahre erkenntnisoffene Wissenschaft können wir uns dem Christuswesen nähern und durch die christlichen Einweihungswege. Eine hohe Individualität mit großer Christusnähe hat in seinen künstlerischen Werken dies einmal so ausgedrückt: „Bald nach des Sängers Abschied ward das köstliche Leben ein Opfer des menschlichen tiefen Verfalls. - Er starb in jungen Jahren, weggerissen von der geliebten Welt, von der weinenden Mutter und seinen zagenden Freunden. Der unsäglichen Leiden dunkeln Kelch leerte der liebliche Mund. - In entsetzlicher Angst nahte die Stunde der Geburt der neuen Welt. Hart rang er mit des alten Todes Schrecken. - Schwer lag der Druck der alten Welt auf ihm. Noch einmal sah er freundlich nach der Mutter - da kam der ewigen Liebe lösende Hand - und er entschlief. Nur wenig Tage hing ein tiefer Schleier über das brausende Meer, über das bebende Land - unzählige Tränen weinten die Geliebten. - Entsiegelt ward das Geheimnis - himmlische Geister hoben den uralten Stein vom dunkeln Grabe. Engel saßen bei dem Schlummernden – aus seinen Träumen zart gebildet. - Erwacht in neuer Götterherrlichkeit erstieg er die Höhe der neugebornen Welt - begrub mit eigner Hand der Alten Leichnam in die verlassene Höhle und legte mit allmächtiger Hand den Stein, den keine Macht erhebt, darauf. Noch weinen deine Lieben Tränen der Freude, Tränen der Rührung und des unendlichen Danks an deinem Grabe – sehn dich noch immer, freudig erschreckt, auferstehn - und sich mit dir; sehn dich weinen mit süßer Inbrunst an der Mutter seligem Busen, ernst mit den Freunden wandeln, Worte sagen, wie vom Baum des Lebens gebrochen; sehen dich eilen mit voller Sehnsucht in des Vaters Arm, bringend die junge Menschheit und der goldnen Zukunft unversieglichen Becher. Die Mutter eilte bald dir nach - in himmlischem Triumph. - Sie war die erste in der neuen Heimat bei dir. Lange Zeiten entflossen seitdem, und in immer höherm Glanze regte deine neue Schöpfung sich - und Tausende zogen aus Schmerzen und Qualen, voll Glauben und Sehnsucht und Treue dir nach - wallen mit dir und der himmlischen Jungfrau im Reiche der Liebe - dienen im Tempel des himmlischen Todes und sind in Ewigkeit dein. Gehoben ist der Stein Die Menschheit ist erstanden Wir alle bleiben dein Und fühlen keine Banden. Der herbste Kummer fleucht Vor deiner goldnen Schale, Wenn Erd und Leben weicht Im letzten Abendmahle.“, Novalis: Hymnen an die Nacht.